Aus der Presse
2011-05-09 Künstler bringen Charme in die Hinterhöfe
Aktion „Kunst im Karree" begeistert die Besucher
Das Tor zum Innenhof des einstigen Malerbetriebs Hölzemann steht weit auf, der Blick fällt in einen dunklen Gang, und von hinten schaut eine Dame intensiv Richtung Betrachter. Es ist das Kunstwerk von Birgit Kühlborn aus Neuwied, das dazu animiert, sich diesem Innenhof zu nähern, ihn zu erkunden. Schließlich ist heute die Kunst im Karree, wie der Veranstaltungstitel verrät, und da gibt es jede Menge zu entdecken.
Beispielsweise die symbolträchtigen Figuren und Skulpturen von Helga Wilms aus Niedersteinebach. Da entdeckt der Interessierte „Mutter Erde", wie sie da mit breitem Schoß in sich ruhend sitzt. Oder die feine Politikerkritik, die sich in den drei Figuren wiederfindet; eine davon trägt einen großen Schnabel und hat wenig im Kopf. Neuerdings muss die Künstlerin da an Karl-Theodor zu Guttenberg denken.
So haben sich an diesem Wochenende 33 Künstler im Herzen von Neuwied versammelt und verschaffen alten Höfen in dem Karree rund um die Marktkirche ungeahnte Schönheit. Genau das wollten die privaten Initiatoren: einmal weg von den üblichen Galerien, hin zu neuen Orten, die auch zur Kommunikation einladen, wie es Volker Frohneberg ausdrückt, der die Veranstaltung gemeinsam mit Ulrich Adams zum zweiten Mal auf die Beine gestellt hat. Dass Kunst immer im Auge des Betrachters liegt, hat Frohneberg bei der Eröffnung betont: „Was der eine als großes Kunstwerk preist, wird der andere mit einem gewissen Lächeln begleiten."
Wolfgang Schmitt, einer der Inhaber der Innenhöfe, war nur zu gern bereit, sein Areal an der Pfarrstraße 18-20 den Künstlern zur Verfügung zu stellen. Auch er blickt ganz begeistert umher und staunt, welchen neuen Charme der sonst so nüchterne Industriehof entfaltet. In den 1930er-Jahren hatten sein Vater und sein Onkel die Fläche der einstigen, 1780 gegründeten Emaillefabrik Assmann erworben und es Stück für Stück verändert. Auch der alte Schornstein musste verschwinden. Heute ist dort unter anderem der Industrie- und Technikhandel von Wolfgang Schmitt untergebracht, wenn sich nicht gerade die Künstler dort breit machen. Wie Inge Kröll aus Rheinbrohl, die hier ihre Objekte aus Naturmaterialien - unter anderem Schwemmholz vom Rheinufer - in ungewohnter Umgebung präsentiert.
Ein paar Häuser weiter, im Hof des ehemaligen Malerbetriebs Hölzemann, ist eine regelrechte Oase mit südländischem Flair entstanden, die zum Verweilen, Schauen und Plaudern einlädt. Und Künstlerin Birgit Kühlborn schwärmt: „Man lernt hier ganz tolle Leute kennen." Das geht auch Goldschmied Thomas Heinz aus Steimel so, der erstmals seinen Schmuck unter den Bäumen der Marktkirche zeigt. Während er sonst Kunsthandwerkermärkte in weitem Umkreis besuchen muss, genießt er es, einmal „nur" nach Neuwied fahren zu müssen. Auch Tanja Corbach stammt aus Steimel und lenkt die Blicke der Besucher auf ihre Stahlskulpturen, die auch schon mal als Briefkasten dienen können. Die breite Vielfalt an Kunstrichtungen und das einmalige Ambiente: Dies macht den Reiz von „Kunst im Karree" aus. Wiederholung erwünscht!
Marcelo Peerenboom
RZ vom 09.05.2011
2011-05-07 Kunst im Karre lockt
Aktion 33 Künstler präsentieren sich in der Neuwieder City
Insgesamt 33 Künstler aus der Region hauchen am Wochenende alten Industriehöfen in der Neuwieder Innenstadt neues Leben ein. Im Rahmen der Aktion „Kunst im Karree" präsentieren sie in dem Areal um die Marktkirche und in umliegenden Innenhöfen ihre Werke. Damit erfährt diese besondere Veranstaltung, die im vergangenen Jahr Premiere hatte, eine Neuauflage.
Vom durchschlagenden Erfolg des Ausstellungswochenendes waren die Veranstalter selbst überrascht, wie Volker Frohneberg berichtet. Nicht nur bei Bürgern war die Resonanz hervorragend, auch in Künstlerkreisen hatte sich die Aktion schnell herumgesprochen - mit der Folge, dass nun zehn Künstler mehr vertreten sind. Selbst Weißenthurmer haben sich angesagt, was Volker Frohneberg besonders freut, wo doch der Rhein sonst als Grenze wahrgenommen wird.
Breites Spektrum an Kunstformen
Die Teilnehmer bieten ein ausgesprochen breites Spektrum an Kunstformen: Malerei, Skulptur, Design, Floristik, Fotografie und Patchwork. Das Besondere sind die Ausstellungsorte: „Es ist faszinierend zu sehen, wie Höfe, die sonst grau und unscheinbar sind, plötzlich attraktiv erscheinen", beschreibt Frohneberg die Wirkung. Genau das ist das besondere Anliegen der Organisatoren: Sie wollen weg von den etablierten Kunsttempeln und auch breitere Bevölkerungsschichten erreichen. Und so ganz nebenbei sorgen die Künstler für etwas mehr Leben am Wochenende, wenn die Innenstadt allzu oft trist und tot wirkt. Frohneberg: „Wir wollen Leben hineinbringen." Und deshalb gibt es nicht „nur" Kunst, sondern auch Kulinarisches - im Café Auszeit, im Weinhaus Adams und auch in den Innenhöfen.
Veranstaltungsorte sind der Bereich rund um die Marktkirche, der Kunsthof Hölzemann und der Kunsthof Walter Schmitt (Pfarrstraße 26) und der Kunsthof Schmitt (Pfarrstraße 16). Die Eröffnung nimmt Dr. Hans-Georg Jungblut am Samstag um 11 Uhr vor. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, jeweils 12 bis 18 Uhr.
Marcelo Peerenboom
RZ vom 07.05.2011