Kunst im Karree 2014 - Aus der Presse
2014-05-06 Kunst im Karree - Die Stadt wird zur Galerie
Kultur Rund 1000 Gäste besuchten Aktion in Neuwied
Eine ganze Stadt wird zur Galerie: Dieses besondere Erlebnis lockte am Wochenende Besuchermassen nach Neuwied. In acht Hinterhöfen zwischen Marktkirche und Herrnhuter Gemeine zeigten 56 Künstler in ungewöhnlicher Umgebung ihre Werke. Damit war auch die fünfte Auflage von Kunst im Karree ein Erfolg.
„Weißt du noch? Vor zwei Jahren hat es doch so schlimm geregnet." Viele Gespräche zwischen Künstlern und Gästen beginnen mit diesen oder ähnlichen Worten und einem anschließenden Blick in den strahlend blauen Himmel, an dem vereinzelt kleine Wölkchen tanzen. Entsprechend gelöst ist auch die Stimmung in den acht Hinterhöfen, die sich auf ungezwungene Weise in kleine Galerien verwandelt haben: Bilder auf Staffeleien im grün gefärbten Licht unter einer mächtigen Kastanie, Skulpturen auf schlanken Stelen auf einer Wiese mit Gänseblümchen. Fotografien an halb verfallenen Wänden, Scherenschnitte im ehemaligen Fabrikgebäude. Natur hier, das alte, ursprüngliche Neuwied dort.
„Die alte Fabrikhalle ist toll. Wir sind im Trockenen, und es gibt genug Platz. Wir haben erst einmal eine Menge losen Putz von den Wänden geklopft, bis wir überhaupt Bilder aufhängen konnten", berichtet Ursula Weiß, die mit anderen Künstlern im Kunsthof Hölzemann untergekommen ist. Dort steht eine kleine, alte Halle, rechteckiger Grundriss, drei verfallene Mauern, ein gewölbtes Dach. Darin zeigt Ursula Weiß ihre Malereien - größtenteils Stillleben, daneben abstrakte Fotografie und zarte Aquarelle südländischer Strandlandschaften. Es ist wohl diese Spannung zwischen Ort, Zeit und Objekten, die die Besucher in die Halle lockt. Draußen im Hof zeigt Claudia Geilen an einem Webrahmen die Entstehung textiler Kunstwerke.
Im Kunsthof Schmitt nebenan wird gemalt. Hier ist die Anordnung der Künstler neu, erstmals führt der Weg nicht tief hinein, sondern endet gleich im ersten Hofabschnitt, wo sich die Künstler wie zu einem Kaffeeklatsch im Kreis angeordnet haben. Verheißungsvoll stehen Türen zu den Gebäuden offen. Ein alter Hausflur, Fahrräder in der Ecke, eine Holztreppe, Bilder an der Wand, ein Foto, daneben abstrakte Malerei. Keramik auf den Stufen im Treppenhaus, Pinsel auf der Fensterbank. Die Kunst führt die Besucher in den ersten Stock, ins Loft. Ein Fotograf hat dort sein Studio, in einem Raum strahlen Neonbilder im Schwarzlicht, nebenan beeindrucken Scherenschnittfiguren in schwarz-weißer Schlichtheit. Eine Kunstbaustelle fordert zur Interaktion auf: Ein abgeteiltes Stück Wand, Farben, Pinsel, die freundlich ausgesprochene Einladung, Spuren zu hinterlassen.
Ein ganz anderes Bild bietet sich im
Karree rund um Marktkirche und Weinhaus Adams. Im Schatten der mächtigen
Kirche haben Künstler ihren Platz gefunden. Gesellschaftskritische
Skulpturen, Gartenkunst, Schönes aus Holz und Keramik, klassische
Malerei. Am Pfarrhaus vorbei geht's zum Weinhaus Adams. Im Gewölbekeller
zaubern Strahler geheimnisvolle Lichteffekte auf Skulpturen, lassen sie
metallisch glänzen. Edle Schmuckkreationen glitzern auf Tischen. Ein
kleiner Spaziergang ist es hinüber zum Herrnhuter Viertel. Dort ist der
Hinterhof geöffnet und bietet Einblick in eine zauberhafte Gartenwelt.
Rosen, großformatige Bilder, Skulpturen auf der Wiese, Mosaike, die im
Sonnenlicht glitzern. Kaum einer, der sich nicht von dem Charme der
Umgebung fangen lässt.
Andrea Niebergall
RZ Koblenz, Neuwied, Linz, Cochem vom Dienstag, 6. Mai 2014, Seite 20
Foto: Rolf Weingarten (C) 2014
2014-04 24 Kunst im Karree feiert erstes kleines Jubiläum
Ausstellung Beliebte Veranstaltung in acht verschiedenen Höfen der Innenstadt findet am 3. und 4. Mai zum fünften Mal statt
Sie wollten „etwas mit Niveau" machen, und das ist bei den Neuwiedern offensichtlich gut angekommen: Ulrich Adams und Volker Frohneberg berichten jedenfalls, dass sie immer wieder Anfragen bekommen haben, ob „Kunst im Karree" auch in diesem Jahr wieder stattfindet. Die Antwort ist ein klares Ja: Die beiden Organisatoren liegen mit den Vorbereitungen in den letzten Zügen. Die mittlerweile schon fünfte Auflage der Ausstellung in den Höfen findet am 3. und 4. Mai statt. Jeweils von 12 bis 18 Uhr zeigen dann insgesamt 56 Künstler ihre Werke.
Wie in den vergangenen Jahren sind Aussteller aus verschiedenen Genres dabei, darunter dieses Mal auch vier Bildhauer und ein Künstler, der Schwemmholz floristisch aufarbeitet. Die Schwerpunkte liegen aber weiter bei der Malerei und bei heimischen Künstlern. Die anfangs strikt gehaltene Richtlinie, dass nur Neuwieder ihre Werke zeigen dürfen, ist allerdings aufgehoben.
Dagegen bleibt es bei der Maßgabe, dass nichts Kommerzielles zugelassen wird. Stattdessen soll die Gastronomie der Stadt vom zusätzlichen Besucherstrom profitieren. Die Schirmherrschaft hat Pfarrer Werner Zupp von der Marktkirche übernommen, der bereits im vergangenen Jahr angefragt gewesen war, aber wegen des zeitgleich in Hamburg stattfindenden Kirchentages absagen musste. Dieses Mal hat er gerne angenommen: „Kunst öffnet Türen und Hinterhöfe. Das ist ein schöner Gedanke", kommentiert er und erklärt, dass die insgesamt acht Ausstellungshöfe ansonsten in der Regel verschlossen sind. „Sie werden geöffnet und bekommen durch die Kunst einen neuen Kontext. Das ist genial zu beobachten", schwärmt der Pfarrer.
Organisator Frohneberg ergänzt, dass sich Ort und Inhalt ergänzen, Kunstwerke und Höfe gegenseitig befruchten. „Die Künstler wollen teilweise auch unbedingt vor einer bestimmten Kulisse ausstellen", berichtet er. Als Beispiele nennt er den Kunsthof Hölzemann, dessen Ambiente mit Pflastersteinen, Hofeinfahrt und Außentreppe „das alte Neuwied" repräsentiere, während der dahinterliegende Kunsthof Walter Schmitt in der alten Emaille-Fabrik wiederum dank seines leicht morbiden Charmes reizvoll sei.
Die Marktkirche gebe genauso wie das „gelbe Gewölbe" im Keller von Weinhaus Adams eine besondere Kulisse ab, und der Hof der Herrnhuter Brüdergemeine sei „ein Kleinod, das selbst Neuwieder kaum kennen", erzählt er. Adams lobt darüber hinaus die privaten Hofbesitzer Schmitt und Gampp, die ihre Flächen mit viel Einsatz herrichten. „Da ist viel nachbarschaftliches Engagement vorhanden, was mitten in der Innenstadt bei der sonst so beklagten Anonymität schon etwas Besonderes ist", findet er. Darüber hinaus betont er, dass „Kunst im Karree" weiterhin auch Begegnungen und Dialog zwischen Besuchern und Künstlern fördern will.
Ulf Steffenfauseweh
RZ Koblenz, Neuwied, Linz, Cochem vom Donnerstag, 24. April 2014, Seite 12