2015-05-13 Farfarello - Apfelhof Bärbach in Schönborn - Farbfotos
Teufelsgeiger verzaubert Publikum
Textquelle: Nassauische Neue Presse vom 20.05.2015
von Andreas Müller
Der Teufelsgeiger Mani Neumann begeisterte auf dem Apfelhof Bärbach das Publikum.
Das Trio Farfarello hatte wieder einen großen Tag.
Farfarello sind keine Unbekannten auf dem Apfelhof Bärbach. Viele Zuhörer kennen die Band seit mehr als 30 Jahren und kommen immer wieder gerne zu einem Konzert der eigenwilligen Musiker. „Teufelsgeiger" Mani Neumann (elektrische Geige, Blockflöten) und Ulli Brand (akustische Gitarren) bilden den Kern der Gruppe. Mit dem Schweizer Bassisten Urs Fuchs bilden sie ein außergewöhnliches Trio. Sie machen Instrumentalmusik und verbinden dabei osteuropäische Folklore mit zeitgenössischen Einflüssen. Eine Prise Jazz, Rock und Klassik, alles garniert mit viel Hall und Echo-Effekten, das macht ihre eigensinnige Mischung aus.
Sie spielen auf einer kleinen Bühne draußen im Garten des Apfelhofes. Die Zuhörer sitzen im Grünen. Hinter ihnen geht die Sonne unter und wirft ihr weiches Seitenlicht auf das Gesicht von Mani. Etwas weiter weg grasen Schafe, deren Stimmen sich wunderbar mit der Musik des Trios vermischen. Während Ulli und Urs sehr „standorttreu" mit ihren Instrumenten agieren, ist Mani ständig unterwegs. Weil er mit einem Sender spielt, kann er sich frei im Garten zwischen den Zuhörern bewegen. Das kostet er sichtlich aus. Er hat lange, zottelige Haare, Strähnen hängen ihm im Gesicht. Meistens spielt er mit geschlossenen Augen, ist völlig in seinem Spiel versunken. Er wirkt im positiven Sinn besessen von seiner Musik. Spielt er gerade einmal nicht, hebt er beide Arme hoch in die Luft und scheint losfliegen zu wollen. Die beiden anderen Musiker untermalen sein Spiel mit sphärisch klingender Gitarre und Bass.
Der Sound ist brillant. In seinen Ansagen nimmt sich Mani selbst auf den Arm. „Das war ganz alter Kram, den wir gerade gespielt haben", sagt er. „Das gibt es auch auf CD. Alles muss raus, wir brauchen Platz im CD-Koffer." Er kündigt ein neues Stück an: „Das hat noch keinen Titel. Vielleicht nennen wir es einfach ,Schafherde' oder mit einem Blick zum Himmel ,Es bleibt trocken'". „Weil das Stück noch nicht veröffentlicht ist, dürft ihr es aber niemand vorsingen. Vergesst es also einfach wieder", appelliert er an das Publikum. „Ihr seht aus, als bräuchtet ihr jetzt mal eine Pause", leitet er eine Unterbrechung des Abends ein. „Wir sehen uns dann in vier Stunden hier wieder."
Nach der Pause kommentiert er den Sonnenuntergang mit den Worten: „Jetzt spielen wir die Sonne weg", was ihnen natürlich auch gelingt. Die Schafherde macht sich auf den Heimweg und kommt direkt am Apfelhof vorbei. Auch die Tiere scheinen von der Musik verzaubert zu sein, da sie sich trotz der Lautstärke nicht von ihrem Weg abbringen lassen. Mani tauscht immer mal wieder seine Geige gegen diverse Blockflöten ein. Bei einem Stück im ¾-Takt demonstriert er mit seiner Flöte tanzend einen Walzer. Der indische Percussionist Ramesh Shotham, der sich als Gast auf dem Apfelhof aufhält, lässt es sich nicht nehmen, Farfarello bei einem Stück mit seiner Trommel zu begleiten. So funktioniert mit Musik ganz schnell eine Verständigung über Völker und Kulturen hinweg. Weil es mittlerweile doch empfindlich kühl geworden ist, spielt Mani mit der Idee, Heizdecken mit Farfarello-Logo herstellen zu lassen und sie an frierende Zuhörer zu verkaufen. Diese fordern natürlich auch ohne Heizdecke noch eine Zugabe.
Fotos: Rolf Weingarten (C)
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