2017-05-09 Akkordeonale

Was ist schöner als ein Akkordeon?
Fünf Akkordeons - und zwar auf der Akkordeonale!

Bayerische Grooves auf Bandoneon treffen auf temperamentvollen Jazz aus La France, begegnen alten russischen Volksweisen mit junger Seele und den melodiösen Rhythmen Madagaskars, begleitet von atmosphärischem Folk aus Schottland mit Geige, Harfe und Gesang. Das Ganze wird zusammengewebt mit niederländischer Klangästhetik und einer Moderation, bei der man sich glatt ein eigenes Kabarett-Programm wünscht.

Das sind die Zutaten, die sich Servais Haanen, Schöpfer und Anstifter des Festivals, für die 9. Akkordeonale ausgedacht hat.

So entfaltet sich auch in diesem Jahr der besondere Charme des Akkordeons im prallen musikalischen Reichtum von traditionell bis zeitgenössisch, folkloristisch, exotisch, klassisch und jazzig. Im Mittelpunkt der Akkordeonale steht die Begegnung zwischen den Musikern im lebendigen Wechsel von Soli und Ensemblestücken.

Das ist eine Herausforderung, denn so verschieden die kulturellen Hintergründe (und Persönlichkeiten), so unterschiedlich sind auch die Herangehensweisen und Stile der Musiker: der eine ist hoch studiert mit klassischer Ausbildung, der andere hat sein Instrument von frühester Kindheit an ganz selbstverständlich innerhalb seiner Kultur erlernt. Die einzige wirklich gemeinsame Sprache ist die Musik.

So entsteht ein sehr lebendiger Austausch auf der Bühne. Improvisationstalent, Spontaneität und die Lust am gemeinsamen Konzert lassen die Musiker wie von selbst zu einer Einheit werden. Im Zusammenspiel verbinden sich die vielfältigen Klangmöglichkeiten und etwas Neues, bis jetzt noch nicht Gehörtes, entsteht.

Ein Fest der Klänge! Virtuos und temperamentvoll! Adrenalin und Seelenbalsam! Ein Ereignis der besonderen Art!

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Die Mitwirkenden waren:

Servais Haanen
  (D/NL) - Der Meister feiner Klänge

Als musikalischer Querdenker ist Servais Haanen Drahtzieher und Organisator der Akkordeonale. Er komponiert und arrangiert die Ensemble-Stücke des Festivals und führt durchs Programm. Seine mit knochentrockenem Humor gespickten Moderationen haben bereits Kultstatus.

Schon lange arbeitet Servais daran, die Grenzen der Ziehharmonika zu sprengen und Elemente aus neuer Musik, Minimalstrukturen und anderen ausgefallenen Klängen zu integrieren. Dank einer vielfältigen Bandarbeit (u.a. Appellation Contrôlée, Quatro Ventos, KlangWeltenFestival) und Komponistentätigkeit für Musiktheater-Produktion und Dokumentarfilm bringt Servais unterschiedlichstes Musikmaterial ins Spiel.

Neben seiner Dozententätigkeit für Akkordeon ist die Ensemblearbeit mit außergewöhnlicher bis unmöglicher Besetzung eine seiner liebsten Beschäftigungen.

Alevtina Nikitin - Junge Virtuosin mit russischer Seele

Alevtina Nikitina kommt aus dem Nordwesten Russlands, aus der Stadt Pskov an der Grenze zu Estland. Akkordeon spielt sie seit ihrem achten Lebensjahr und Musik war ihr so wichtig, dass sie ihre Liebe zum Beruf gemacht hat.

Alevtina hat ihr Studium in Sankt Petersburg am Rimsky-Korsakov Konservatorium erst 2014 abgeschlossen, aber bereits an vielen nationalen und internationalen Akkordeonwettbewerben teilgenommen, wo sie diverse erste Preise abräumte.

Ihr Instrument ist das Bajan, die osteuropäische Variante des chromatischen Knopfakkordeons. Alevtina spielt viele Stile, aber am meisten liebt sie die Russische Volksmusik und Klassik.

Stefan Straubinger - Bayerische Bandoneon-Grooves

Stefan Straubinger hat die bayerische Volksmusik praktisch mit der Muttermilch aufgesogen. Nach einem Architekturstudium hat er sein Diplom an den Nagel gehängt um Musiker zu werden.

Er beschäftigt sich mit den verschiedensten Stilrichtungen - mit traditioneller Musik aus Bayern, Österreich, dem Balkan und dem Orient als auch mit Schrammelmusik, Bordun-, Mittelalter- und Renaissancemusik, Funk, Rock, Latin und Jazz. Stefans Hauptinstrument ist das Bandoneon, doch darüber hinaus ist er Multi-Instrumentalist und spielt u.a. Drehleier, Tenorhorn, Steirische Harmonika und seine große Leidenschaft - die Maultrommel.

Bei so geballter Vielfalt verwundert es nicht, dass er bei Musiksessions immer der letzte ist, der geht.

Twelfth Day - Begleitmusikerinnen (Schottland, Atmospheric Folk aus Schottland)

Das Duo Twelfth Day sind die Geigerin Catriona Price und die Harfenistin Esther Swift aus Schottland. Ihr Gesang klingt wie ein ätherisches Stimmgemälde.

Catriona und Esther komponieren gemeinsam, wobei sie ihre Inspiration aus traditionellem Folk, klassischen Elementen, Pop und Minimal- Music schöpfen und eine Musik kreieren, die außerhalb bekannter Genres steht.

Innovativer, atmosphärischer Folk. Catriona und Esther sind unzertrennlich!

Rinah Rakotovao  - Der Herzschlag Madagaskars

Nirinambinintsoa (Rinah) Rakotovao kommt aus Madagaskar.

Seine ersten Instrumente waren der Kabôsy, eine kastenförmige Gitarre, und Perkussion. Erst mit 23 Jahren entdeckte Rinah das Akkordeon für sich, ein Instrument, das von den französischen Besatzern eingeschleppt wurde und viele traditionelle madagassische Instrumente verdrängte. Die Musik aber nicht!

Mittlerweile ist auch das Akkordeon auf Madagaskar vom Aussterben bedroht, da es nur noch wenige bespielbare Instrumenten gibt (teils 100 Jahre alt) und kein Geld, um neue zu kaufen.

Als Autodidakt spielt Rinah die traditionelle Betsileo (Musik mit Ursprung in Südostasien) und madagassische Volksmusik (ein Mischmasch aus allem, was mal auf der Insel vorbeigeschaut hat).

Laurent Derache - Esprit und Temperament im Jazzgewand

Mit sieben Jahren hat der Franzose Laurent Derache einmal bei der Organisation eines Akkordeonkonzerts mitgeholfen. Daraufhin schlug sein Vater ihm vor, dieses Instrument zu lernen und Laurent hat nie mehr damit aufgehört.

Seine Ausbildung als Akkordeonist/Musiker führte ihn durch zahlreiche Konservatorien und Akademien. Neben Akkordeon studierte er Jazz, Harmonielehre, Improvisation und Komposition und es gab Zeiten, an denen sein Pensum bei acht Stunden Spielen am Tag lag. Er begleitete diverse Chansoniers, spielt viel für Theater und in den verschiedensten Ensembles, aber seine große Liebe gehört seinem eigenen Laurent Derache Trio.

Seine musikalischen Inspirationen fand er u.a. bei Keith Jarrett, Chick Corea, Miles Davis, Dire Straits, Supertramp aber auch bei Bach und Ravel.

Fotos: Rolf Weingarten (C) 2017
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